zweiphasig sieht man die Energie des Stroms zwischen zwei Polen hin- und herfließen

Was macht man, wenn man weiß, dass die Energieversorgung seiner Gemeinde mit Sonne, Wind und Wasser gewährleistet werden könnte, der zuständige Stromanbieter aber dennoch weiterhin Atomstrom liefern will?

Man muss den Energieversorgungs-Betrieb kaufen und im Weiteren zur Genossenschaft umwidmen, damit jeder Bürgerin ihre Eigenverantwortung erlebbar werden kann.

Es war im Jahr 1986 als ein Reaktor des Atomkraftwerkes in Tschernobyl, in der Ukraine, explodierte. Man konnte die gesundheitlich bedenklich erhöhte radioaktive Strahlung noch bis in den Schwarzwald messen.

Die Nicht-Reaktion der Regierung ihres Landes, Deutschland, verdeutlichte Ursula Sladek und Michael Sladek, dass sie selbst die Sache in die Hand nehmen mussten.

Der Arzt und die Lehrerin wollten das Ihrige dafür tun, dass ihre fünf Kinder als Erwachsene noch eine lebenswerte Umwelt vorfinden würden.

Es folgte ein erbitterter Streit mit juristischen Konflikten vor Gericht und politischen im Rathaus. Die Rebellen mussten zwei Bürgerbegehren gewinnen, eine Genossenschaft gründen und 8,7 Millionen Mark für das Stromnetz bei Spendern großer und kleiner Summen sammeln.

Ab Juli 1997 ist das Wichtigste geschafft: Die Rebellen versorgen die Bürger mit Strom.

Heute trägt die Kirche ein Solardach, auf den Bergen rund um Schönau stehen Windräder, in vielen Gärten und auf vielen Häusern sind Minikraftwerke angebracht. Diese ‚Rebellen-Kraftwerke‘ versorgen Kunden in ganz Deutschland mit Ökostrom.“

(aus: Die Zeit N°38 v. 12. September 2019/ Wirtschaft/ Serie: Wer rettet das Klima? Teil 3/ Sie machen den Anfang.)

Im Wesentlichen geht es um Bürgerbeteiligung, um das Gemeinsam-Schaffen-Wir-Das.

In Schönau gehört das lokale Stromnetz nun seit dem Jahr 1997, nach langem Kampf, den Bürgerinnen. Sie haben sich dafür zu einer Genossenschaft zusammengetan und errichteten und errichten je individuell Blockheizkraftwerke, Solaranlagen oder Windparkanlagen, deren Stromüberschuss ins Gemeindestromnetz eingespeist wird.

Die EWS (Elektrizitätswerke Schönau) stehen für erneuerbare Energie in Bürgerhand und sind genossenschaftlich organisiert. Sie beliefern 170.000 Kundinnen in ganz Deutschland mit Ökostrom.

Das investierte Geld der 7300 Genossinnen wirft einen Gewinn von 3% als Rendite ab.

Wegen der gemeinschaftlich eingeführten Gier-Schwelle wird ein höherer Gewinn nicht ausgezahlt, sondern in weitere Umweltprojekte gesteckt.

Vor Kurzem wurde ein neuer Verein gegründet, welcher für eine CO2-Abgabe wirbt. … -> Der Kampf gegen die Atomkraft ist abgelöst vom Kampf gegen den Klimawandel.

Schönauer Ökostrom wird mittlerweile nicht nur auch an umliegende Gemeinden exportiert, nein, darüberhinaus versorgen die EWS 170.000 Kundinnen in ganz Deutschland mit Ökostrom.

Aus aller Welt kommen Besucherinnen, die zu Zeiten des Klimawandels lernen wollen, wie die Gemeinde Schönau den Ausstieg aus der Atomenergie geschafft hat.

Ursula Sladek nennt es die Kombination aus ‚Starrsinn und Humor‘, die sie den weiten Weg gehen ließen.

Michael Sladek erinnert sich, dass sie ‚Kabarett daraus gemacht‘ haben, immer wenn wieder mal was schiefging.

Im Anschluss passt sehr gut der Beitrag ‚Das zähe Ringen um 100% Ökostrom‚.