Den australischen Agrarökonomen Tony Rinaudo und den Bauern Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso verbindet eine eigentlich profane Idee zur Wiederaufforstung der Wüste, im Dienste der Natur. Dafür haben beide denn auch im Jahr 2018 den Alternativen Nobelpreis, den Right Livelihood Award bekommen. Herr Rinaudo kreierte faktisch im Tun die Methode des FMNR (Farmer Managed Natural Regeneration), und Herr Sawadogo hatte die alte Bewirtschaftungsart der Bauern, das Zai, bereits im Jahr 1973 in seiner Heimat Burkina Faso erfolgreich zu praktizieren begonnen. Es handelt sich bei beiden Methoden um eine äußerst effiziente und kostengünstige Maßnahme zur Renaturierung und Aufforstung verödeter Landschaften.
Für Herrn Rinaudo begann alles im Rahmen von Entwicklungshilfe im Niger. Eine schreckliche Dürre plagte die Sahelzone damals und seine Aufgabe war es, irgendwie die Ausdehnung der Sahara in Richtung Süden zu stoppen. Der Lösungsansatz der Welthilfsorganisation World Vision bestand ausschließlich daraus, Bäume in einer Baumschule aufzuziehen und danach auszupflanzen. Der Erfolg dieser Methode wurde bereits nach den ersten drei Jahren des Bemühens immer mehr zu einer großen Illusion.
Im Jahr 1983 fielen Herrn Rinaudo dann eines schönen Tages die vielen kleinen, maximal einen Meter hohen Büsche auf, die überall herumstanden. Anhand der Blätter erkannte er, dass es sich dabei eigentlich um Bäume handelte. Diese blieben derart kleinwüchsig, weil das Gestrüpp von den Menschen regelmäßig als Tierfutter oder zum Beheizen der Kochstellen geschnitten wurde.
Er erkannte, dass es einen Bewusstseins- und Einstellungswandel erforderte, dass die Menschen auf jeden dieser potentiellen Bäume nur beginnen mussten achtzugeben und ihn wachsen zu lassen.
Herr Rinaudo begann also mit Überzeugungsarbeit. Er redete und zeigte, bewies auf einem kleinen Stück Land, wie schnell sich der von ihm proklamierte Erfolg einstellte, und ließ nicht locker.
FMNR bedeutet eine:
‚Von den Bauern (Farmer) selbst Durchgeführte (Managed), Natürliche (Natural) Aufforstung (Regeneration) ‚.
Der zumindestens eine Bauer in jedem Dorf, der von der Methode überzeugt werden konnte, lehrte den Anderen:
- Wenn man auf seinem Land eine gewisse Anzahl von Bäumen hat ( … die dadurch entstehen, dass man ausgewählte Sträucher unbeschadet stehenlässt, nährt und kultiviert), dann helfen deren Wurzeln dabei, die Feuchtigkeit in der Erde zu halten und das Land vor Erosion zu schützen.
- Das Laub der Bäume beschattet die Böden und sorgt zusammen mit den Früchten für das Entstehen neuer Humusschichten.
- Ist ein Baum erst einmal groß genug, dann können überschüssige Äste als Brenn- oder Bauholz genutzt werden.
Ein weiterer Vorteil der Wiederbegrünung ist die Steigerung der Biodiversität. So kehren zunächst Insekten und in ihrer Folge auch Vögel und Säugetiere in die wiederbegrünten Gebiete zurück.
Die FMNR-Methode gilt als effektiv und kostengünstig. So beziffern Expertinnen die Kosten pro Hektar mit etwa 4 US-Dollar (im Vergleich zu etwa 150 US-Dollar bei konventionellen Neupflanzungen).
Es werden also verborgene Wurzeln ehemals gerodeter Bäume unter der Erde -die den Weg als Keimling nach oben schaffen- oder bereits vorhandene Büsche, genutzt, um neuen Bewuchs zu fördern. Die jungen Triebe und Pflanzen werden dann geschützt, gedüngt und gegossen und so beschnitten, dass sie wieder in die Höhe wachsen können. Dies macht es möglich, Wüsten zu begrünen.
Durch diese erfolgreiche Arbeit bewies Herr Rinaudo, dass großflächige Wiederaufforstung schnell gehen kann und noch dazu sehr wenig kostet.
Die Ähnlichkeiten zur Arbeit von Herrn Yacouba Sawadogo sind sehr große. FMNR ist quasi die gruppentaugliche – und dadurch die regional weit zu verbreitende – Variation der traditionellen Methode des Zai.
Herr Sawadogo hat sein Land in Burkina Faso mithilfe vom Zai im Alleingang fruchtbar gemacht. Dort wo vor 40 Jahren nichts wuchs, ist heute sein 12 Hektar großer ‚Yacouba-Wald‚.
Die Beiträge ‚Die Große Grüne Mauer‚ und ‚Eine Reise nach Indien‚ schließen thematisch hier an.
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