die Hände des Michelangelo-Gemäldes, die sich fast berühren

Abdul Sattar Edhi, geboren 1928, begann 1951 mit einem einzigen Krankenwagen, sich um die Armen und Kranken in der Millionenstadt Karachi in Pakistan zu kümmern. Sein oberstes Credo war und ist die bedingungslose Menschlichkeit, welcher er seitdem Alles unterordnet. Ethnie und Religion machten für ihn nie einen Unterschied, es handelt sich immer nur um Menschen, die in Not sind. Im Jahr 1966 bekam er mit seiner Frau Bilquis Edhi eine ebenbürtige Partnerin für seine Lebensüberzeugung. Und ihre gemeinsamen vier Kinder haben es von Anfang an nicht anders gelernt, als der Humanität zu dienen.

Aus dem einen Krankenwagen ist mittlerweile eine ganze Heerschar an Hilfseinrichtungen geworden. Die Edhi Foundation beinhaltet heute nicht nur die weltweit größte private Krankenwagen-Flotte mit 1500 Ambulanzen, sondern kümmert sich wirklich um Alle, die sich humanitäre Gesundheitsversorgung ansonsten nicht leisten könnten.

Das Paar Edhi hat Spitäler,   Schulen,   Bestattungs-Unternehmen*,   Essensausgabestellen*,  Frauenhäuser für Misshandelte Frauen,   Arbeitstrainings für Frauen,   Waisenhäuser,  Obdachlosenheime und ein ganzes   Dorf  für Behinderte am Rand der Großstadt auf die Beine gestellt.

* in Pakistan sterben normalerweise die Ausgestossenen unbenannt einfach in den Städten wie Karachi auf der Straße und werden einfach liegengelassen, die pakistanische Bevölkerung ist bettelarm.

Das erste Video, welches ich dir hier zeigen will, ist aus dem Jahr 1994:

Herr Edhi hat nie Geld von Regierungsorganisationen, von politischen Parteien oder von Unternehmerinnen genommen, um unabhängig zu bleiben. 90% seiner finanziellen Mittel kommen von Privatpersonen in Pakistan selbst, bzw. von Exilpakistanis, die seine Arbeit kennen und schätzen.

Er und seine Frau Bilquis Edhi erhielten 1986 den Ramon-Magsaysay-Preis für ihre Leistungen in der Daseinsvorsorge, den Balzan-Preis und den Mother Teresa Memorial International Award for Social Justice.

Ihre humanen Einrichtungen sind im ganzen Land verstreut und  bereits 335 Stück an der Zahl.

In Wikipedia lese ich über Herrn Edhi: „Er verließ mit 13 Jahren die Schule und verkaufte für einige Zeit als Straßenhändler Samosas (ike: Teigtaschen) und Streichhölzer. Nebenher las er Zeitungen und Bücher, unter anderem ein wenig Marx. Nach der Gründung von Pakistan im Jahre 1947 wanderte seine Familie nach Karatschi aus. Die Armut in dieser Stadt berührte ihn so sehr, dass er begann, Medikamente für die Armen zu kaufen und sich um die Beerdigung von auf der Straße gestorbenen Armen zu kümmern.“

‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ und ‚Lebe und hilf leben‘   sind die Maxime der gemeinsamen Arbeit des Ehepaares.

Es gab viel Kritik und Anfeindung von Seiten der muslimischen Autoritäten, weil Herr Edhi Menschen half, egal ob sie Christen, Hindus oder was sonst auch immer waren.

„Es ist meine Aufgabe, Leben zu retten, ohne zu diskriminieren.“ war stets seine Antwort darauf.

Das Ehepaar selbst lebt in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im Büro der allerersten gegründeten Apotheke für Nahversorgung.

Sie haben einen Friedhof der Namenlosen geschaffen, haben das Aufstellen von Kinderwiegen in den Städten eingeführt, damit ungewollte Kinder, wie bei uns in Kinderkrippen, abgegeben werden können (und nicht getötet werden müssen). Das Leben ist hart in Pakistan, wo Jede ums Überleben kämpft.

Aus dem Jahr 2014:

Die Familie Edhi, ganz die Überzeugung des Vaters lebend, schickte aber auch Tonnen von Reis nach Äthiopien und Somalia, als dort die Menschen hungerten, spendete für die Erdbebenopfer von Haiti, China, Rumänien, Iran, Indien, Türkei, schickte Geld in die USA für die Umweltkatastrophen-Opfer nach dem Hurricane Kathrina und bedachte die Überlebenden der Twin-Towers-Anschläge im Jahr 2001 mit 100.000 Dollar.

Herr Abdul Sattar Edhi ist 88-jährig im Jahr 2016 verstorben, seine Familie führt sein Werk der bedingungslosen Menschlichkeit in seinem Namen fort.

Weiterführend Interessierten will ich hier noch das Statement von Faisal Edhi zu seinem jüngst (2016) verstorbenen Vater anbieten.