Ganapati, Ganesha ist der hinduistische Gott zur Beseitigung von Hindernissen, bunt gezeichnet, eine menschliche Figur mit Elefantenkopf und vier Händen

Die Suche nach dem besseren Leben, welches den Menschen in den Medien versprochen wird, beginnt innerhalb des eigenen Heimatlandes. Wenn man mehr für sich und seine Kinder will, dann geht man in die Stadt. Dort, so heißt es auch bei uns, dort gibt es mehr berufliche Chancen, dort ist die größere Auswahl an und sind die besseren Schulen. Letztendlich geht es um das Versprechen durch Bildung.

Die Kehrseite der Medaille: die weltweite Ausbeutung der natürlichen Rohstoffe verknappt die Ressourcen der Landbevölkerung, Freihandelsabkommen tragen das Übrige dazu bei, dass das Lohnniveau nur sinken kann. Entweder Großkonzerne als Arbeitgeber oder am Hungertuch knabbern. Da sucht man doch lieber sein Glück in der Stadt.

Nicht nur in Indien kann man diesen Umstand also auch direkter als den ‚Wunsch der Menschen, der Armut oder dem Prekariat zu entfliehen‚ bezeichnen.

Daher landen dann haufenweise auch Kinder mit ihren Familien in Megacities, sind automatisch überfordert durch Lärm und Beliebigkeit, und die Ernüchterung erfolgt schnell. Die Eltern haben dann – bis man Fuß fasst dauert es lange, oft zu lange – keine Zeit und kein Geld für die eigenen Kinder, die dann alleingelassen in den Straßen der Stadt immer mehr ins Haltlose und Vernachlässigte abgleiten. Sie wollen ihren Eltern beim Fuß-Fassen helfen, oder ganz profan einfach etwas essen, die Gefahren des „Ins-Kriminelle-Abgleiten“ sind vielfältig.

Viele Kinder laufen auch von ihren Eltern davon, wenn die Ausweglosigkeit diese gewalttätig werden lässt, und suchen ihr Fortkommen auf eigene Faust.

Und da sind dann in Delhi, Indien, gottseidank oft die Mitarbeiterinnen vom Salaam Baalak Trust (SBT) zur Stelle. Die Non Profit Organisation wurde bereits im Jahr 1988 unter anderem von Praveen Nair gegründet, um genau diese Kinder physisch und psychisch ‚aufzufangen‘. Mitarbeiterinnen vom SBT suchen nach ihnen zb auch in der Nähe des Bahnhofes, wo sie im neuen Leben zuerst ankommen und der daher oft ein wichtiger Bezugspunkt für sie bleibt.

Der Salaam Baalak Trust hebt die Straßenkinder von Delhi aus dem Nichts ihres Daseins. Der Verein bietet ihnen Schutz und lehrt sie Selbstermächtigung.

Er gibt ihnen ein Dach über dem Kopf, sorgt für medizinische Versorgung und nimmt ihnen den Hunger. Der Trust hilft auch dabei, Eltern zu finden, wenn Jemand diese, wie oft passiert, im Dschungel der Großstadt auch schon mal verliert, … mit einem Wort: gibt ihnen Hoffnung und das Kind-Sein zurück.

Der Salaam Baalak Trust kann mittlerweile die Schulbildung für jeden ihrer Schützlinge gewährleisten und ermöglicht den vom Schicksal Gebeutelten „die Freiheit des kindlichen Spiels“.

Das Wichtigste für die Kinder ist, dass sie sich durch die Organisation wieder sicher fühlen dürfen. Eine Erfahrung, die sie oft schon lange nicht mehr gemacht hatten.

Der SBT lässt die Kinder aber auch Theater spielen: als Therapie, Selbstausdruck und zur Entfaltung ihrer Talente. Er hilft nicht nur Hilfsbedürftigen, er vertritt auch ihr Recht auf ein volles und reiches Menschsein. „Er will nicht nur helfen, sondern befreien“ (aus der Wochenzeitschrift ‚Die Zeit‘, von Jan Ross).

Den Startschuss für SBT lieferte Frau Mira Nair, eine indische Filmregisseurin, die in ihrem Debütfilm Salaam Bombay von 1988 über die harte Welt der Straßenkinder in Bombay berichtete. Sie und ihre Mutter, Frau Praveen Nair, unterstützt vom Dokumentarfilmer Herrn Sanjoy K. Roy schritten zur Tat und schufen das, was diesen Kindern fehlte, mithilfe vieler Sponsorinnen und auch mithilfe der indischen Öffentlichkeit.

Hier sind die drei und Mira Nair hat das Wort:

Frau Praveen Nair, die Mutter „die nie aufgibt“, laut ihrer Tochter, erzählt im nächsten Video von den Anfängen:

Sie begannen mit einem kleinen Stützpunkt, den ihnen die Polizei von Delhi zur Verfügung stellte, weil sie um das Problem der vielen verwahrlosten und oft süchtigen Kinder wussten. Die Kinder selbst mussten erst überzeugt werden, zum Stützpunkt, der anfangs nur 8 Stunden täglich offen hatte, zu kommen.

Diese Kinder vertrauen aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen so gut wie Niemandem mehr, schon gar nicht einem Erwachsenen. Die Leute vom SBT spielten, tanzten und sangen anfangs mit den Kindern, sie wollten diesen wenigstens zeitweise das Kind-Sein ermöglichen. „Wenig Effekt, wenn sie anschließend wieder in ihr altes Umfeld auf der Straße zurückgehen mussten“, so Frau Nair. Also erweiterte der Verein sein Angebot für die Straßenkinder Delhis bald auf einen 24 Stunden lang offenen Schutzraum.

So wuchs die Organisation nach und nach, und heute kümmern sich 300 Mitarbeiterinnen pro Jahr um 9000 Kinder. Einige Preise, darunter durchaus auch internationale Awards, hat SBT für ihre Arbeit auch schon erhalten.

Das Video entstand zum Jubiläum des 32jährigen Bestehens:

Eine der Aktionen vom Salaam Baalak Trust ist das ‚Englisch-Lernen im Spazierengehen‘ für die Kids. Und das geht so: Die Kinder bieten Stadtrundgänge für neugierige Touristinnen an und zeigen denen Delhi aus sonst nie zu erlebenden Augen, nämlich den Augen der Kinder. Und die jungen Guides können gleichzeitig ihr Englisch üben. Was für eine Idee!

Am anderen Ende des Lebens steht der Beitrag ‚Veni Vidi Vinzi‚, den ich dir im Anschluss sehr ans Herz legen will.