Der italienische Künstler, Architekt und Industriedesigner Arturo Vittori reiste im Jahr 2012 durch Äthiopien. Er beobachtete dort, dass die Menschen in vielen Dörfern alltäglich sehr weite Wege zurücklegten, um an Trinkwasser für ihr Zuhause zu gelangen. Oft traf er dies als klassische Aufgabe von den Kindern in den Familien, die dadurch einfach keine Zeit fanden, um in die Schule zu gehen.
Das brachte ihn zum Nachdenken. Er suchte sich inspirative Hilfe aus dem Fachgebiet der Bionik/der Biomimikry, verband neue Technologie mit alten traditionellen Bauweisen und nahm die Maulbeerfeige als symbolische Anleihe für den Projektnamen.
Der Maulbeerfeigenbaum, im ostafrikanischen Land wohl „warka“ genannt, ist ein großer ausladender typisch äthiopischer Baum, der traditionell früher als schattiger Treffpunkt für ganze Communities diente.
Herr Vittori ließ sich aber auch von klassischen Spinnennetzen inspirieren an denen sich üblicherweise frühmorgens die Tautropfen sammeln.
Warka Water ist eine Methode um an Trinkwasser zu kommen. Sie ist überall erfolgreich einsetzbar, wo auch immer, bis in den trockensten Gegenden der Erde. Dieser künstliche ‚Baum‘, gebaut aus verschiedensten Materialien, sammelt Wasser in Tröpfchenform aus Nebel, Tau und Regen und transportiert es mit Hilfe der Schwerkraft nach unten, wo es ganz einfach abgeschöpft werden kann.
Die Grundbestandteile von Warka Water sind Bambus, Hanf, Bioplastik und Metallbolzen, sodass die Türme nicht in Industrieländern produziert und dann importiert werden müssen. Die Produktion kann also in den Einsatzländern selbst stattfinden.
Etwa 1000 Euro kostet ein Turm dennoch – für Dorfgemeinschaften nicht gerade billig, aber in jedem Fall günstiger als viele andere Methoden der Wassergewinnung – wie etwa der aufwändige Brunnenbau.
Warka Water erhielt im Jahr 2016 den prestigeträchtigen World Design Impact Prize für ‚Designprojekte mit sozialem Mehrwert‚.
In manchen Gebieten in Äthiopien ist eine sechs Stunden lange Wanderung nötig, um zu Trinkwasser zu kommen. Laut der Initiative „The Water Project“ werden in dem Land jährlich rund 30 Milliarden Euro für die Suche nach Wasserquellen ausgegeben. Das Wasser aus Teichen und Seen ist oft mit Bakterien infiziert oder durch tierischen Abfall verseucht
Saubere Quellen sind oft tief unter der Erde versteckt – bis zu 450 Meter. Langwierige und teure Bohrungen wären erforderlich.
Bei der Baukonstruktion von Warka Water handelt es sich um einen neun Meter hohen Turm, der günstig produziert und einfach zusammengebaut ist und Trinkwasser aus der Luft erntet. Der Warka Turm schaut aus wie eine Kunstinstallation, jedes Detail, Form und Material, erfüllt jedoch einen funktionellen Zweck.
Das Gehäuse des Warka-Turms wird aus Bambusrohren zusammengesetzt. Geflochtene Binsen verleihen der Konstruktion Stabilität und lassen gleichzeitig den Wind durchströmen. Im Inneren des Turms hängt ein Netz aus Bioplastik (Nylon und Polypropylen), das in der Form an eine traditionelle chinesische Lampe erinnert.
Die feuchte Luft kondensiert an dem Netz und tropft schließlich in einen Sammelbehälter am Boden.
Die hohen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht lassen die Warka-Wassertürme sogar in der Wüste funktionieren. Ein Prototyp wurde im Jahr 2012 von sechs Personen in nur drei Tagen gebaut.
Die ersten Warka-Wassertürme gingen im Jahr 2015 in Serie. Sie sind in der Lage, starken Winden zu widerstehen und sind trotzdem einfach genug, um von eingewiesenen Dorfbewohnern erbaut zu werden.
Einmal aufgebaut ist Warka Water – ganz wie sein organisches Vorbild, der Feigenbaum – dann nicht nur Wasserquelle, sondern dank des eingebauten Baldachins auch Schattenspender und damit Versammlungsort. Derzeit laufen zudem Versuche, im Schatten des Turms Gemüsebeete anzulegen – für Bewässerung ist schließlich gesorgt.
Die Organisation arbeitet seit 2016 auch in Haiti, seit 2017 in Togo und seit 2018 in Kamerun an vereinzelten Dorf-Projekten zur Unterstützung lokaler Ureinwohnerinnen und gleichzeitigen Erforschung der Anwendungsmöglichkeiten.
Im Video siehst du was möglich wird, wenn man nicht ums pure Überleben kämpfen muss. Kreativität und Selbstermächtigung machen uns offen für Gemeinschaft und Kultur. Ein wunderschönes Video, selbsterklärend, mit wenig englischem Text:
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