in Großaufnahme sieht man das Tischtennisnetz und davor einen Ball, den Schläger erahnt man daneben.

Not macht erfinderisch, die Kreativität hilft uns unser Leben zu leben. Und das gilt, unabhängig davon, was letzteres für uns bereithält. Das Leben ist wie ein Überraschungspaket.

Morbus Parkinson ist eine degenerative Erkrankung und hat viele verschiedene Gesichter. Da die Bevölkerung zunehmend älter wird, hat sich die Zahl der weltweit Betroffenen seit 1990 mehr als verdoppelt.

Bewegung (und Ernährung) ist bekanntermaßen d e r wichtige, weil einzige aktive Beitrag, den man selbst dazu leisten kann, um seine Symptome zu lindern, um das Fortschreiten der Krankheit hinauszuzögern. Deshalb hat Nenad bald nach seiner Diagnose im Jahr 2010 begonnen, Tischtennis zu spielen und war bald megabegeistert davon. Davon wie sehr es seine Krankheit in Schach zu halten verstand.

So wie jede Krise eine Chance birgt, so birgt auch jede Krankheit, definiert als Krise, eine Chance. Die Herausforderungen, die uns je individuell unsere Leben bieten, die kann man nützen, dann steigern sie unsere Widerstandskraft, unsere Resilienz.

Nenad konnte den Mut aufbringen, sich dem körperlichen Abbau zu widersetzen. Er half sich und gleichzeitig auch allen Anderen, die von dieser Krankheit betroffen sind und von seiner Idee profitieren können.

Herr Bach begann bald seine entflammte Liebe zu Tischtennis zu bewerben, als Tool zur psychischen und physischen Stärkung von Betroffenen anzupreisen. Es etablierte sich die gemeinnützige Organisation PingPongParkinson zur Institution. An vielen Orten der USA finden sich seitdem Betroffene zusammen zum gemeinsamen Spielen. In Europa scheint Deutschland der Vorreiter zu sein.

Aber zuerst einmal will ich ihn dir vorstellen. I proudly present, Mister Nenad Bach!

Nenad Bach wurde 1954 in Zagreb, Kroatien geboren, studierte zuerst einmal Bauingenieurswesen an der Universität von Rijeka. Schon als Student machte er nebenbei Musik mit seiner Band Vrijeme i Zemlja. Sie wurden bald erfolgreich, hatten in den 80er-Jahren zwei Nummer 1 – Alben in Europa. Es zog Nenad nach New York, wo er ab dieser Zeit lebte und arbeitete. Er musizierte in den folgenden Jahren mit vielen Musikerkolleginnen gemeinsam, wie zum Beispiel mit Luciano Pavarotti, Bruce Springsteen, U2 oder Leonard Cohen.

In den 90er-Jahren, zur Zeit des Jugoslawienkrieges, in den auch seine Heimat Kroatien verwickelt war, wurde er auch zum Friedensaktivist. Er begann in seinen Liedern gegen den Krieg, gegen alle Kriege anzusingen.

Um die Jahrtausendwende schrieb er auch Filmmusik. Herrn Bachs Kreativität war dennoch ganz sicher kein Garant dafür, dass er sich der schwierigsten Aufgabe seines Lebens dermaßen engagiert stellen würde.

Im folgenden Video meint Nenad sogar, dass die Erkrankung sein Leben wahrscheinlich in Wirklichkeit verlängert hat, weil sie ihn zu entschleunigen verstand. Bis dahin „inhalierte“ er sein Leben, ohne je anzuhalten, so er.

„Ich bereue nichts“, obwohl, wie er sagt, es natürlich auch schwierig sein kann, im Kontakt mit Anderen Betroffenen zu beobachten, wie man durch den Parkinson körperlich abbaut.

Sein Körper, „der mehr weiß als ich“, habe ihn wohl dadurch gerettet. „Menschen sterben nicht an Parkinson. Sie sterben mit Parkinson.“

Der „ewige Optimist“ in ihm, ließ ihn bald nach der Diagnose ahnen, dass er Etwas daraus machen können würde, erklärt er im nächsten Video. And he did it. „Ping Pong zu spielen bedeutet für mich Freiheit. Freiheit von der Vergangenheit. Freiheit von der Zukunft.“ Ein Poet ist er und bleibt er.

Er spricht davon, wie sehr er sich jedesmal, nachdem er Tischtennis gespielt hat mehrere Tage lang körperlich, bewegungstechnisch und auch kognitiv besser fühle. Diese Beobachtung ließ ihn erkennen, dass die konzentrierte, fokussierende Bewegungsabfolge bei diesem Spiel die typischen Parkinson-Symptome deutlich verringern kann. Und Letzteres bedeutet für Betroffene dieser Krankheit die größte Freiheit, „fern jeder Vergangenheit und fern jeder Zukunft“.

Nenad Bach führt dieses Phänomen auf die Neuroplastizität zurück.

Die gesundheitlichen Wirkungen von Tischtennis (nicht nur) bei Parkinson:

Es fördert die Beweglichkeit und stärkt das Herz-Kreislauf-System,

verbessert die Gleichgewichtskontrolle,

Es erleichtert den Bewegungsstart und die Bewegungsausführung und reguliert so die Muskelspannung.

Es führt zur Verbesserung von Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Steifheit, Zittern, verbessert auch die Langsamkeit der

Bewegungen.

Es trainiert Kraft, Dehnbarkeit und Schnelligkeit,

fördert Ausdauer und Belastbarkeit und

trainiert diverse koordinative Fähigkeiten, wie zb die Auge-Hand-Koordination.

Die erforderliche Medikamenten-Dosis kann sich dadurch deutlich reduzieren!

Es trainiert das Konzentrations- und Reaktionsvermögen, sowie das Gedächtnis.

Tischtennis kann man nicht alleine spielen, also kommt man unter Leute.

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