rot gelb grüne Fahne von Bolivien

„Die komplexesten Probleme dieser Welt können gelöst werden mithilfe einfachster Technik, wenn wir uns erlauben zu träumen.“ konstatiert Franz Freudenthal in einem TED-Talk im Jahr 2016. Kreativität, so er, sei die Verbindung zwischen Traum und Wirklichkeit.

Das Ärztinnen-Ehepaar Franz und Alexandra Heath-Freudenthal aus La Paz, Bolivien hat das handgehäkelte Implantat aus hauchdünnem Draht, das sogenannte ‚Herzpflaster‘, erfunden und erforscht. Kindern mit angeborenen Herzfehlern, mit sogenannten ‚Löchern‘ im Herzen, kann seitdem mit diesen Herzimplantaten weltweit erfolgreich geholfen werden.

Was zuvor eine gefährliche Operation am offenen Herzen erforderte, war ab diesem Zeitpunkt ein laparoskopischer Eingriff von 30 Minuten!

„Wir haben in Bolivien eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten der Welt“, so erklärt der Kardiologe sein langes und unermüdliches Suchen nach einer Lösung. Er fand es „inakzeptabel“, dass man diese Kinder „alleine und ohne Hilfe“ sterben lässt.

Da die staatlichen Krankenhäuser des ärmsten Landes in Südamerika damit überfordert sind, gründeten die Ärztinnen kurzerhand selbst eine Arztpraxis für Kinder mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern, das ‚Kardiozentrum La Paz‚.

Der im Jahr 2007 zusätzlich gegründete ‚Herzverein‚ dient ausschließlich dem Ziel, herzkranken Kindern eine lebensrettende Behandlung oder diese Operation zu ermöglichen. Denn beides ist teuer, und bolivianische Familien können sich das in den seltensten Fällen privat leisten. Die staatliche Krankenkasse übernimmt keine Kosten.

Der Herzverein sorgt für mediale Aufmerksamkeit und sammelt Spenden. Oft von ehemals Betroffenen und deren Angehörigen, – für herzkranke Kinder.

Eines von 100 Kindern weltweit wird mit einem Herzfehler geboren. Genetisch bedingt oder durch Sauerstoffmangel während der Schwangerschaft hervorgerufen.

Die 3640 Meter Höhenlage von La Paz mit dem niedrigen Sauerstoffgehalt in der Luft erhöht die Anzahl der betroffenen Kinder.

ein großes rotes Herz mit zwei Pflasterln über Kreuz geklebt auf der linken Seite, ohne Hintergrund

Mit einem Anteil von 40 Prozent ist der isolierte Ventrikelseptumdefekt (VSD), das Loch in der Herzkammerscheidewand, der häufigste angeborene Herzfehler. Beim VSD befindet sich ein Loch in der Kammerscheidewand des Herzens. Durch dieses Loch fließt Blut aus der linken in die rechte Herzkammer und von dort in den Lungenkreislauf zurück. Dieser Herzfehler kann unbehandelt zu einer Überlastung des Herzens bis zur lebensbedrohlichen Herzschwäche im frühen Säuglingsalter führen. Gleichzeitig können durch die Überdurchblutung die Lungengefäße Schaden nehmen und irreversible Veränderungen entwickeln.

(ODER: Persistierender Ductus Arteriosus, PDA)

Da es ausgefeilte Hightech-Industrie in Bolivien im medizinischen Sektor einfach nicht gibt, springen indigene bolivianische Frauen durch Einsatz ihrer traditionellen Webtechnik zur Herstellung dieser Schirmchen ein. Sie haben das Handarbeiten und Nähen ‚im Blut‘, von Generation zu Generation weitergegeben, und ersetzen somit Technik durch Handarbeit.

Es handelt sich um die Aymara, deren Nachfahren die Mehrheit der heutigen Bolivianerinnen sind.

Sie häkeln unter strengen hygienischen Bedingungen jedes einzelne dieser winzigen Schirmchen, dieser Herzpflaster, handmade aus hauchdünnem Draht. Dreißig der besten Weberinnen der Stadt ermöglichen diese international zertifizierten Implantate unterschiedlicher Größen.

Es ist das Nit Occlud ASD-R , ‚gefertigt aus einem Nitinoldraht ohne Lötstellen, mit Polyesthermembranen und Reverse-Konfiguration‘.

Diese Schirmchen sind quasi Verschlusssysteme, die das Loch im Herzen verschließen. Sie werden heute sogar schon bis Deutschland exportiert.

Es bedarf keiner aufwendigen Operation zum Einsetzen des Implantates, per Katheter wird es über die Leiste im Körper in Präzisionsarbeit an die richtige Stelle verbracht.

Das Kind bleibt nur eine Nacht im Krankenhaus fürs Einsetzen dieser lebensrettenden Maßnahme. Das Herzpflaster wird per Katheter eingeführt und verschließt das Loch im Herzen. Bis heute wurde dadurch weltweit 80.000 Kindern das Leben gerettet.

Ein ähnlicher Beitrag: ‚HighTech und Leidenschaft‚.