ein dunkelblaues linksseitigesKreuz auf weißem Grund, Fahne von Finnland

Sein Leben ist das eines Aussteigers. Christoph „Huck“ Middeke hat seit knappen vier Jahren (seit 2018) einen youtube-Kanal, wo er uns an seinem Leben teilhaben lässt.

Er lebt ohne Elektrizität aus der Steckdose in Finnland, nahe der Stadt Joensuu, 4,5 Stunden östlich von Helsinki, nahe der russischen Grenze. Er ist Teilnehmer eines Offgrid-Projektes, welches sich ‚NomadTown Joensuu‚ nennt und seit 2019 von mehreren Lebenskünstlerinnen im Sommer bewohnt wird. Er erzeugt sich seinen Strom mithilfe seiner Muskelkraft selber.

Aus einem ganz gewöhnlichen Hometrainer, einem Elektromotor und ein paar USB-Anschlüssen hat Huck sich ein „Muskelkraftwerk“ gebaut. Damit radelt er zwei Stunden am Tag, im ersten Gang, und ladet dadurch sein Handy, seine Stirnlampe, seine Powerbank, sein Radio und ein Aufnahmegerät auf.

Für ihn ist ein Leben in der Jurte, seinem Haus, kein Verzicht, es ist ein „Upgrade im Lifestyle“.

Lachen und Freude sollte die Hauptsache sein für uns Lebenwesen, sagt er. Ist es aber nicht, beobachtet er.

Es geht ums Überleben, ums Leben, meint er.

Er nennt sich einen Wildnisführer, Nachhaltigkeitsexperte, Überlebenstrainer, Naturverbindungs-Mentor, Idealist und Utopist. Er sei auch Vater und Lebewesen, ergänzt er.

Wir sind nicht mehr verbunden mit uns selbst, sagt er.

Nicht die Klimakrise sei das eigentliche Problem, sondern die Tatsache, dass wir Menschen nicht mehr verbunden sind.

„Wenn wir verbunden wären, dann wüssten wir, dass wir Natur sind.“, sagt er in einem seiner youtube-Videos am 7. Juli 2019.

Die alte Rede von ‚wir machen uns die Natur untertan‘ sei ein kompletter Quatsch. Das ginge ja gar nicht, weil „wir sind ein Produkt der Natur, …. und Geld ist ja nur ein Produkt von uns“.

Deshalb, so er, kann man nie ‚zuwenig‘ oder ‚zuviel‘ Geld für Naturschutz ausgeben. Geht gar nicht, weil Geld selbstgemacht ist. Weil Geld unsere Erfindung ist. „Und Naturschutz ist keine Erfindung. Der ist angeboren!“

Der ehemalige Greenpeace-Aktivist macht damit seine Kapitalismus-Kritik deutlich.

Für ihn gibt es sechs Überlebensprioritäten, eingebunden im Prinzip der Nachhaltigkeit (für ihn: = Alle profitieren gleichermaßen von einer Sache, gleichermaßen wie ich selber):

Essen, Trinken, Luft, Schutz, Gesundheit, und Gemeinschaft

(wobei es die Gemeinschaft ist, die als einzige den Mangel an einer der anderen Prioritäten kompensieren kann)

Maschinen brauchen immer mehr Energie als wir Menschen. Und wie die Lämmer geben wir sie ihnen. Auch wenn zuwenig dann für uns selbst übrigbleibt.

Im folgenden Video erzählt er über Zivilen Ungehorsam, August 2019:

‚“Ich lebe so, weil ich ein Kind habe“, sagt er. Middeke will ein Vorbild sein, ein echtes, das bei der Nachhaltigkeit keine Kompromisse macht. „Ich will meinem Sohn einen Lebensstil vorleben, der wirklich kopierbar ist.“ Ein Wunsch, den wohl viele Eltern nachvollziehen können. Nur dass die meisten ihn nie umsetzen werden, ökologische Konsequenz passt eben nur sehr bedingt in ein Stadtleben.‘

( aus Die Zeit N° 15 v. 7.4.2022, s. S 33, Rubrik Green, Nur mit Muskelkraft)

Das Finden einer Zuckerlverpackung von Haribo inspiriert Huck zum Beispiel im März 2021 zu einem seiner wenigen deutschen Videos. Ich lerne davon, dass er in der Gegend von Bonn, Deutschland, aufgewachsen ist und sehr wesentliche Gedanken mit mir gemeinsam hat.

Microplastik tötet, genauso wie Rauchen tötet oder auch eine Amokläuferin tötet. Warum erkennen wir es bei letzterer, bei den zwei ersten wissen wir es, es scheint uns dennoch egal zu sein.

Wer ist die Schuldige? Die, die die Plastikverpackung weggeschmissen hat? Die, die sie produziert hat?

Er bittet uns in unserem eigenen Interesse „umzudenken“.

Als Greenpeace-Aktivist lernte er im Jahr 2006 eine finnische Mitstreiterin kennen. Die Beiden verliebten sich. Als die Frau ein Kind erwartete, zogen sie nach Finnland, in ihr Heimatland, und lebten ein bürgerliches Leben mit Eigenheim, … und Permakultur. Seiner Ex-Frau reichte das, ihm nicht. Er zog in die Jurte, wo sein Sohn an drei Tagen die Woche mit ihm wohnt.

Im November 2021 spricht er über unsere ‚Verantwortung dem Leben gegenüber‘. Diese wahrzunehmen ist „einfacher als wir glauben“. Aber hör selbst:

(Dinslaken ist die Stadt in Deutschland, wo er aufgewachsen ist. Du erkennst daran, dass er zwar weit weg ist von zuhause, aber dennoch vernetzt und informiert.)

Der Krieg in der Ukraine lässt den Greenpeace-Aktivisten wieder aktiv werden. Am 5.4. 2022 macht Huck ein kurzes Video zur Protest-Aktion gegen den finnischen Import von russischer Kohle. Sein Credo: Wir müssen raus aus der Nutzung fossiler Energie. Jetzt.

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