in groß ohne hintergrund liegen drei leckere Fleischspieße mit einer köstlichen Tzatziki-Soße übergossen auf gelbem Reis

Dieser Beitrag wendet sich an alle Flexitarierinnen, die trotzdem nicht wollen, dass Tiere, die sie gerne essen, leiden müssen. Er berührt auch die Gerechtigkeitsliebenden und/oder die Kinder von Bäuerinnen, die nicht einsehen, warum man Billigfleisch in den Supermärkten kaufen kann und die Bäuerinnen selbst dennoch das Wenigste daran verdienen. Das eine wie das andere ist faktisch untragbar falsch.

Das steirische Brüderpaar Lukas Beiglböck und Micha Brandtner gründeten im Jahr 2016 eine Internet-Plattform, das Start-up Nahgenuss, welche hier Abhilfe geschaffen hat. Der Jurist und der Philosoph hatten mit Landwirtschaft selbst wenig Berührungspunkte bis dahin gehabt, einzig ihr Cousin ist Biobauer. Und sie stellten fest, dass dieses Bio-Fleisch seiner Tiere viel besser, nach mehr, schmeckte.

„Was der Cousin als Problem beschrieb, erkannten die Brüder als Möglichkeit: Die Ketten (ike: Supermarkt-) holen den Bauern das Weiße aus den Augen, aber Direktvertrieb sei schwierig: Schlachten, Liefer- und Kühlkette. Auf wenige gefragten Teilen bleibe man sitzen. Und: Im Supermarkt gibt es alles immer. Nicht nur Erdbeeren. Wie soll man da mithalten? …. Micha und Lukas drehten den Spieß um. Dachten Fleisch saisonal, regional und ganzheitlich.“

(aus: Der Standard v. 2. November 2022, S 15, Der Braten kommt aus dem Netz, v. Tom Rottenberg)

Im Jahr 2022 ist Nahgenuss auf einen Umsatz von 1 Mio angewachsen, die Nachfrage ist groß.

Man kann sagen, dass dies ja wieder nur ein Nischenprodukt ist, für wenige Konsumkritische lebbar, und dennoch zeigt es die Chance. Die Chance, nicht nur unsere Nutztiere aufzuwerten, sondern auch die Landwirtinnen im Hintergrund wertzuschätzen.

Die Konsumentin freilich muss nicht auf Fleisch zur Gänze verzichten. Sie kann bewusst und frugal (=mäßig) damit umgehen, den Fleischkonsum zu etwas Besonderem werden lassen, das man nicht immer braucht.

Die Plattform, die zwischen Bio-Landwirtinnen und Konsumentinnen den Kontakt vermittelt, wird im Jahr 2022 bereits benutzt von:

  • 200 Biolandwirtschaften, die ihr Fleisch online verkaufen. Das Fleisch, welches entweder vor Ort unmittelbar nach der Schlachtung abgeholt werden kann oder auch per Post zugeschickt wird. (neben Schweinefleisch, Rind-, Geflügel-, Ziegen- und Schafs-, gibt es auch Fisch und Bio-Wein im Angebot).
  • 10.000 Kundinnen, die durch nahgenuss oft erst erfahren dürfen, wie gut Fleisch schmecken kann. Das Fleisch, das man selten isst und das dadurch geschmacklich etwas Besonderes sein kann/darf.

Folgendes Video ist vom Jahr 2019, die Anzahl der Bäuerinnen ist bereits auf über 100 angewachsen gewesen:

Nahgenuss ist auf Expansionskurs und ist im Jahr 2022 aktiv dabei, auch den bayrischen E-Commerce-Markt für Biofleisch zu erobern.

Im Wesentlichen wird eine alte Technik wiederbelebt: die Familie kauft sich frisch (=unmittelbar nach der Schlachtung) ein viertel oder ein halbes Schwein/Schaf/Rind ab Hof und friert sich das in Einzelportionen aufgeteilte Fleisch zuhause ein.

Online werden die Viertel/die Hälften eines Tieres angeboten und verkauft. Die effektive Schlachtung erfolgt erst dann, wenn das ganze Tier in Voraus seine Abnehmerinnen bereits gefunden hat. Die Bäuerin übernimmt das Zerteilen in Einzelportionen und schickt das Fleisch vakuumverpackt unter Einhaltung der Kühlkette innerhalb von 24 Stunden per Post in einer Kühlbox an die Käuferinnen.

Die Homepage ist super easy und informativ aufgebaut. Die Konsumentin wird informiert über den generellen Lieferumfang inklusive der Angabe, wieviel Tiefkühlfächer man freihaben muss für 9 – 15kg je Viertel Schwein zb.

Man kann sich das Fleisch aber auch direkt abholen und wenn man will, das Tier sogar vorher noch lebend kennenlernen.

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