Fahne von Russland

Sergej Zimov ist ein Pionier, der seit 30 Jahren im äußersten Norden Sibiriens forscht und im Zuge dessen einen ‚Pleistozän-Park‚ als Freiluft-Labor ins Leben gerufen hat. Der Geophysiker ist international anerkannter Experte für arktische Ökosysteme und Klimaerwärmung. Er will innerhalb dieses Parkes zeigen, dass man und wie man das fortschreitende Abtauen des Permafrosts verhindern bzw. rückgängig machen kann.

Sein Traum ist es, dass das Leben in dieser „biologischen Wüste“ wieder Einzug hält. So nennt er die Landschaft der Taiga (des sogenannten „borealen Nadelwaldes„), ein riesiges Gebiet nördlich des Polarkreises, welche durch die Erderwärmung und dem damit einhergehenden Schwinden des Permafrostes aus dem natürlichen Gleichgewicht gebracht ist.

Die Permafrost-Areale der Erde erstrecken sich von Sibirien bis Alaska, umfassen ganze 20% der Landfläche unseres Planeten (= 1 Mio km2!) und sind durch die Klimaerwärmung bedroht.

Herr Zimov ist Direktor der Northeast Scientific Station nahe der Siedlung Tscherski , eine der nördlichsten und wichtigsten Forschungsstationen der Arktis.

Bison leckt sein Kalb

Im Erdzeitalter Pleistozän (Eiszeit), vor 30.000 Jahren, war das Gebiet Steppenland (Tundra) und bevölkert von unzähligen Tieren.

Als Pilotprojekt wurden 100 Hektar abgesteckt und darin wurde ein Ökosystem angelegt, indem die gleiche Dichte an Tieren wie im Pleistozän geschaffen wurde.

Im Zuge dieses Experiments werden große Pflanzenfresser aus der Mammutzeit wieder angesiedelt. Wilde Pferde, Bisons, Yaks, Elche und Rentiere werden gekauft und im Park freigelassen.

„Sergey’s Idee ist genauso radikal wie einfach“, sagt die Sprecherin im Arte-Video: besonders im kalten Winter arbeiten die Wiederkäuer für das Mikroklima des Parkes.

Sie scharren auf der Suche nach Gras den Boden frei damit die Kälte von oben nach unten gelangen kann, um den Gletscher dadurch erstarken/erkalten zu lassen.

Es geht einfach darum, das ursprüngliche Ökosystem wiederherzustellen. Mit Wiederkäuern wie dazumal und dem Zurückdrängen der Baumbestände, der Taiga, zugunsten der Tundra.

vier dunkelbraune Wildpferde an einem Wassertümpel

Das Land muss wieder Steppe werden, damit sich der Permafrost stabilisiert und der Gletscher erstarkt.

DENN das Abtauen des Permafrostes gleicht einer klimatischen Zeitbombe:

Die Mikroben schlafen seit 10.000en Jahren im Eis. Jetzt beginnt das Eis zu tauen und diese Mikroben wachen auf, und zwar sehr schnell. Buchstäblich innerhalb weniger Minuten. Und sie sind schrecklich hungrig. Sie haben 20.000 Jahre lang nichts gefressen und der Boden birgt viel organisches Material das zu fressen sie in ihrer Jugend nicht genug Zeit hatten. … Und jetzt wachen sie auf und tun das, wozu ihnen damals eben die Zeit fehlte. … Ist das Klima trocken, fressen sie das organische Material und produzieren CO2. In feuchtem Zustand produzieren sie Methan. Beides sind wirkungsvolle CO2-Gase. … Sollten diese Unmengen an Gas freigesetzt werden, wird das die Klimaerwärmung so stark beschleunigen, dass sie nicht mehr aufzuhalten ist.“

1,6 Billionen Tonnen Kohlendioxid sind weltweit im Permafrost gespeichert. Wenn er zur Gänze auftauen würde, dann wäre das so, als würde man sämtliche Wälder der Erde abfackeln – und zwar gleich zweimal hintereinander.

Lass dich ein auf diese Reise! (Arte: ‚Zurück in die Eiszeit:Die Zimov-Hypothese‘ Der Aktualität wegen der Klimakrise wegen, ist diese 90minütige Doku sehr lehrreich und jede einzelne Minute wert.)

Eine ganz andere, ebenso erfüllende, Vision birgt ein weiterer Beitrag hier: Drei Männer, der Wind und das Meer.