in Großaufnahme sieht man nur kantige, rechtwinkelige Pflastersteine, die nicht bündig aneinanderliegen, sondern je Stein mit einer Moosrille abgegrenzt sind vom jeweilig nächsten Stein.

Bodenversiegelung bedeutet, dass Asphalt über eine Fläche ‚gegossen‘ wird. Asphalt, die „natürliche oder technisch hergestellte Mischung aus dem Bindemittel Bitumen und Gesteinskörnungen“ (siehe Wikipedia), ‚verdichtet‘ (= tötet) alles Leben darunter. Ohne Wasser-, Luft- und Sauerstoffaustausch sterben sogar Einzeller.

Bodenversiegelung ist eine der Hauptursachen von Überflutungen in unserer Zeit der Klimakrise.

Davon abgesehen, dass Österreich Weltmeister ist im weiterhin stattfindenden Verbrechen wider der Natur, … es gibt Alternativen! … und Wege zurück, bis hin zur sogenannten BodenENTsiegelung.

Alternativen zum Asphalt, Alternativen zur 100%igen Versiegelung unserer Böden:

  • Schotterrasen = begrünte, versickerungsaktive und belastbare 30-50 cm tiefe Schotterpackung, bestehend aus Kantkorn. Pflanzenwachstum ist gewährleistet, den Rasen oberhalb kann man mähen, weil der Boden-Luft-Austausch möglich bleibt. Die gute Versickerung von Oberflächenwasser ist möglich. Im Winter muss man lediglich auf die Salzstreuung verzichten.
  • wassergebundene Wegedecke = das Gleiche wie ein Schotterrasen, jedoch ohne Rasenansaat obenauf. Die Wegedecke besteht aus Sand, Kies oder Splitt und kann immerhin noch 10 – 15% des Wassers von oben aufnehmen und durchlassen.
  • Rasengittersteine, die auf einen stabilen Unterbau aus Schotter gelegt werden.

(ÖPNV: Öffentlicher Personennahverkehr)

Ich höre im ‚Radiokolleg‘ von Ö1 mit Wolfgang Ritschl vom 7. 6.2023 vom Weg-Zurück, betitelt mit:

Versiegelte Erde – der sorglose Umgang mit unserem Boden„, Teil 3, ‚Wiederbelebung des Boden‚,

im Beitrag von Margit Atzler, am Beispiel der Kleinstadt Trofaiach in der Steiermark.

Bodenentsiegelung

Bei gegebener Bodenversiegelung durch Asphalt ist der Boden darunter komplett leblos, weil weder Wasser noch Luft Asphalt durchdringen können.

Daher braucht eine neu bodenentsiegelte Fläche eine mehr oder weniger lange Regenerationszeit, abhängig von der Zeitdauer die der Boden vorher versiegelt, mit Asphalt bedeckt gewesen war.

Das Radiokolleg Teil 3 widmet sich dem Thema anhand der Gemeinde Trofaiach, in der Nähe von Leoben.

Zersiedelung

Durch falsche Orientierung in der Raumordnung verwaiste auch dort das Ortszentrum, weil die großen Handelskonzerne es typischerweise, also auch in Trofaiach, seit circa dreissig Jahren bevorzugen, in Einkaufszentren an den Ortsrändern unmittelbar neben Hauptverkehrsstraßen zu investieren.

Es schien lange Zeit einfacher – vor allem für die Konzerne, die uns den vermeintlichen Wohlstand bringen – , Neues zu bauen. Einfacher als komplexe Ideen zu entwickeln, um Altbestände zu reaktivieren.

Für die Gewerbetreibenden maximiert sich so der Gewinn, Grund und Boden vor Ort wird reine Verhandlungsmasse.

Der soziale Aspekt dieser Vorgehensweise brachte das Ortskernsterben und die Zersiedelung. Die Bürgerinnen verloren die persönlichen Begegnungen in natürlich gewachsenen Ortszentren.

In Trofaiach wurde der Wunsch der Bürgerinnen nach Wiederbelebung ihres Ortskerns mit den Jahren immer stärker. Ein starker Bürgerinnenbeteiligungsprozess startete.

Bürgermeister Mario Abl engagierte zur Unterstützung der vielen Ideen im Jahr 2015 die Architektur- und Ideenwerkstatt Nonconform von Roland Gruber.

Herr Gruber spricht im nächsten Video über seine Arbeit:

Mit viel Boden-Entsiegelung, mit Verkehrsberuhigung und diversen Begegnungszonen im Ortszentrum wird den Wünschen der Einwohnerinnen von Trofaiach nach mehr Gemeinschaftlichkeit seitdem Schritt für Schritt immer mehr entsprochen.

Mario Abl: “ Als erstes wünschten sich die Menschen Begegnungsplätze, wo man nicht unbedingt konsumieren muss.“

Fußgängerinnen hatten bald dank Citybussen und/oder Rufbussen wieder Vorrang. Diese ergänzen das neue Konzept der gemeinschaftlichen Mobilität.

Erich ist seit Neuestem der ‚Stadtkümmerer‘ von Trofaiach. In dieser Position stellt er im Ort die Schnittstelle zwischen den Bürgerinnen und den Stadtpolitikerinnen dar. Vom Konzept her kommt er klassischerweise von aussen und kann also deshalb die objektive Instanz bleiben. Zur Vermittlung zwischen Bürgerinnen, Hauseigentümerinnen, Politikerinnen und Geschäftstreibenden.

(‚Citymanagerin‘, ‚Innenstadtkoordinatorin‘ oder ‚Leerstandsmanagerin‘ sind andere Bezeichnungen für die Person, die versucht, jeder Position gerecht zu werden ohne dass man wieder beim Asphalt, ohne dass man wieder bei der Kapitaldominanz landen muss.)

Generell lautet der neue Trend der städtischen und ländlichen Baukultur im Zeitalter der Klimakrise: Boden Gscheit Nutzen, .. f. innovativen und sparsamen Umgang mit Grund und Boden:

  • Integration von mehr Grün, von mehr Freiflächen, von Dingen, die man sich mit Anderen teilt.
  • Boden Sparen, Bauland redimensionieren, Freiland erhalten, Im Bestand verdichten.
  • Zum Thema ‚Verdichtung beim eigenen Einfamilienhaus‘ erklärt Frau Barbara Steinbrunner, Expertin für Raumplanung an der TU Wien, das Eigenheim separat pro Familie als Prestigeobjekt der Nachkriegszeit als nicht mehr zeitgemäß.
  • Durch Hauszubau bzw. -erweiterung kann möglich werden, dass noch eine zweite Familie in ein Haus einziehen kann. Oder dass eine andere Wohneinheit entsteht, die man vermieten kann.
  • Nutzung von Konversionsflächen (= ehemaligen Bahnarealen, Flughafenarealen, Industriegebieten). Hauptsache es muss nicht neu gebaut werden bzw. kein Grünland mehr in neues Bauland umgewidmet werden.

Robert Temel, Architektur- und Stadtforscher, hat 2015 die Wohnprojekte-Genossenschaft WoGen für den städtischen Bereich mitbegründet.

Die Initiative ‚Gemeinsam Dahoam‚ stellt das Pendant für Dörfer und Gemeinden ausserhalb der Städte dar:

Der Verein Landluft zur Förderung der Baukultur im ländlichen Raum hat mit seinem Baukulturgemeindepreis 2021 die Gemeinde Trofaiach die Anerkennung ausgesprochen.

Die Radiofabrik , der Verein Freier Rundfunk Salzburg, berichtet in der Sendung ‚Außi g’schaut‚:

Ähnliche Beiträge sind: ‚ZukunftsBau‚ und ‚Das Gemeinwohl‚.